Gamescom erreicht das politische Level

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in diesem Jahr die Gamescom eröffnet.  Auf den ersten Blick sucht man vergeblich nach einer Verbindung zwischen der Kanzlerin und der europaweit größten Spielemesse. Sie könnte der Branche allerdings trotzdem guttun.

Stärkere Verzweigung zwischen Gamescom und Industrie

Wie eine Revoluzzerin wirkte Merkel in ihrem roten Blazer nicht, als sie von einer „Digitalen Revolution“ sprach, die spielerisch durch die Games-Branche vorangetrieben wird. Doch ihrer Rede fehlte glücklicherweise der oft von älteren Generationen erwähnte „Ballerspiel“-Touch, der oft immer noch mit der Branche verbunden wird. Merkel würdigte die Videospiele, die aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken seien. Sie forderte eine stärkere Verzweigung zwischen der Gaming-Branche und der Industrie. „Wir brauchen nicht nur talentierte Spieler, sondern auch talentierte Gründer“, so die Bundeskanzlerin. Bereits im Vorfeld sagte sie, dass es ihr wichtig sei, dass bestehende Vorurteile – Videospielen wären gewalttätig – überwunden und sie als Kulturgut gesellschaftlich anerkannt würden. Merkel versprach, die Entwicklung der Branche aufmerksam zu verfolgen.

Gamescom erreicht dieses Jahr höchste politische Kreise

„Die Gamescom setzt ihre Erfolgsgeschichte fort: Das wird durch das weitere Wachstum aber auch durch die erstmalige Eröffnung durch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und die vielen angekündigten Besuche von Politikern der Bundes- und Landesebene deutlich“, so Felix Falk, Geschäftsführer des Gamescom-Trägerverbands BIU. Neben Kanzlerin Merkel diskutieren Peter Tauber von der CDU und der SPD-Politiker Hubertus Heil mit einigen anderen Politkern zum Auftakt des von Youtubern moderierten Gamescom Congress.

Wie kann die Branche profitieren?

Insbesondere dreht sich bei der Gamescom alles um das muntere Spielen auf digitalen Geräten. Politiker wie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet wiesen aber auf die Notwendigkeit der Vermittlung von digitalen Inhalten in Schulen hin. Dafür sollen bald Kooperationen zwischen Unternehmen, Schulen und Forschungsverbänden ausgebaut werden. Außerdem soll die lokale Start-Up Szene gestärkt werden. „Die großen Hersteller von Games kommen nicht aus NRW“, sagte Laschet auf der Eröffnungskonferenz. In NRW müssten laut Laschet die Möglichkeiten für Start-Ups verbessert werden, sich im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands anzusiedeln.

Videospielbranche boomt in Deutschland

Spät entdeckt die Politik eine Branche für sich, die seit Jahren stetig wächst. Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind auf dem deutschen Videospielmarkt knapp über 1 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet worden. 18 Millionen Menschen versammeln sich deutschlandweit vor den Endgeräten, um gemeinsam zu zocken. Längst haben die Videospiele ihre Nische verlassen, in die sie heute teilweise noch von älteren Generationen verbannt werden. Schlussendlich kann es dem leidenschaftlichen Gamer egal sein, wer die Messe eröffnet. NRW-Ministerpräsident Laschet brachte es selbst auf den Punkt: „Die Leute kommen nicht nach Köln, um Politiker zu hören, sondern sie sind wegen den Videospielen hier“.

Meinungen zum Besuch der Kanzlerin

Christian

Christian, 36

Ihr Besuch, zumindest im Hinblick, dass in der Gesellschaft mal das Vorurteil der „Killerspiele“ abgebaut wird. Dieses Vorurteil wird gerade von älteren Generationen noch vehement aufrechterhalten. Ich selbst bin 3D-Animateur und mich stören diese ständigen Vorurteile. Ich habe aber auch ohne Frau Merkel natürlich Spaß hier.

 

Michael

Michael, 30

Frau Merkel geht natürlich auf Stimmenfang: Politik und Gaming sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe. Daher frage ich mich, was die Politiker außer Stimmen zu gewinnen sonst hier wollen. Ich komme ganz bestimmt nicht zur Gamescom, um Politiker zu sehen.

 

Orphelie

Ophelie, 32

Der Besuch von Merkel auf diesem großartigen Event ist doch klasse und gut für die ganze Videospiel-Industrie. Es ist eine neue Industrie, der der Besuch von einem Staatsoberhaupt nur gut tun kann. Je mehr sie über diese Industrie weiß, desto mehr kann sie ihr nützlich sein. Merkel kann helfen, die Branche weiterzuentwickeln