Dr. Agnes Klein auf dem Jugendforum NRW.

„Ich habe kein Urvertrauen“ – Interview mit Dr. Agnes Klein

Bevor das Jugendforum NRW 2015 seine Pforten für die Besucher der gamescom öffnete, inspizierte Dr. Agnes Klein noch einmal alle Stände und ließ sich die angebotenen Mini-Spiele vorführen. Anschließend sprach die Schul- und Jugenddezernentin der Stadt Köln über ihre Eindrücke vom Forum, böswillige Internetbenutzer und ihren eigenen Umgang mit persönlichen Daten im Netz.

Dr. Agnes Klein auf dem Jugendforum NRW.
Dr. Agnes Klein (Mitte) auf dem Jugendforum NRW.

Frau Dr. Klein, das Jugendforum NRW beschäftigt sich in diesem Jahr vornehmlich mit dem Thema Datenschutz. Warum ist es gerade für Jugendliche wichtig, sich damit auseinanderzusetzen?

Dr. Agnes Klein: Das Thema Datenschutz ist ja erst einmal ein bisschen spröde und klingt auch nicht total spannend. Aber wenn man sich damit mal genauer befasst, dann merkt man, dass es bedenkenswert ist. Viele sind der Auffassung: „Ich habe ja nichts zu verbergen, ich kann das alles eingeben“ und sehen gar nicht, dass sie Daten an unbekannte Dritte preisgeben und nicht wissen, was dann mit ihnen geschieht. Sie haben das ja nicht mehr in der Hand. Wenn es einmal eingegeben ist, kann man damit alles Mögliche anstellen. Und nicht alle Menschen sind guten Willens. Es gibt auch Leute, die damit irgendeinen Unsinn betreiben wollen – bis hin zu Straftaten. Und, wenn man sehr viele Daten sorglos eingibt, können diese ja auch verknüpft werden, sodass man hinterher ungewollt ein Persönlichkeitsbild von sich preisgegeben hat, was man vielleicht gar nicht möchte. Deswegen muss man sehr, sehr vorsichtig sein, glaube ich. Und diese Spiele hier (auf dem Jugendforum NRW, Anm. d. Red.), die zumeist von Jugendlichen entwickelt wurden, sind schon sehr gut. Die haben nicht den Sinn, dass man ständig mit dem erhobenen Zeigefinger darauf hinweist. Aber, sie machen bewusst, dass das kein Spiel ist. Also wenn man Daten von sich preisgibt – ganz besonders natürlich wenn sie mit Bankverbindungen oder Ähnlichem zu tun haben – kann das ziemlich ins Auge gehen. Da kann man eine Menge Unannehmlichkeiten bekommen. Und das spielerisch deutlich zu machen ist eine super Sache, finde ich. Und deshalb bin ich froh, dass man dieses Thema gewählt und es auch auf diese Weise umgesetzt hat.

Haben sie den Eindruck, dass Jugendliche im Internet zu leichtfertig mit ihren Daten umgehen?

Das hat mit Jugendlichen gar nichts zu tun (lächelt). Ich glaube, dass auch viele Erwachsene da relativ sorglos sind. Deshalb will ich gar nicht sagen, dass Jugendliche besonders sorglos sind und Erwachsene besonders sorgfältig. Es ist einfach so: Manche, die sehen die Gefahren nicht. Ob sie Jugendliche sind oder Erwachsene. Und das deutlich zu machen, finde ich richtig.

Welche Maßnahmen sollten Jugendliche ihrer Meinung nach ergreifen, um sich zu schützen? Und welche Optionen zeigt das Jugendforum dabei auf?

Wenn man Daten in ein System eingibt, sollte man sich sehr genau überlegen, ob man das wirklich möchte. Ein bisschen innehalten und sich darüber im Klaren sein, wo die Daten hinkommen und wie sie verwendet werden. Wenn man da aufmerksam ist und überlegt, bevor man etwas eingibt, dann ist man schon ganz gut unterwegs.

Was tun Sie persönlich, um sich im Internet sicher zu bewegen?

Ich bin da wirklich relativ vorsichtig. Ich gebe eigentlich kaum Daten ins Internet – schon gar nicht solche, die mit Bankverbindungen zu tun haben (lacht). Immer wenn es um Dateneingaben geht, schaue ich dreimal hin und überlege mir: Muss das sein? Brauche ich das wirklich? Gibt es vielleicht Alternativen? Wenn Daten von mir abverlangt werden, dann traue ich dem Braten erst einmal nicht unbedingt. Ich habe da nicht so ein Urvertrauen, dass die Leute mit meinen Daten schon vernünftig umgehen werden.

Wie Sie sagen, lassen Sie in der Regel zuerst die Vorsicht walten. Haben Sie schon einmal etwas veröffentlicht oder verschickt, und dachten anschließend: „Hätte ich das lieber für mich behalten – wer weiß, was jetzt damit passiert?“

Nein, habe ich eigentlich noch nicht. Aber vielleicht hat das was mit meiner Übervorsicht zu tun (lächelt).