Großveranstaltungen werden für körperlich eingeschränkte Menschen regelmäßig zu einer Belastungsprobe. Ich begleitete ihn und seine zwei Begleiter und konnte dies live miterleben.
Anreise & Orientierung
Juhu, die gamescom ist wieder offen! Die Massen haben sich schon längst ins Vergnügen gestürzt. Zum Ansturm gehört auch Marcus Marschall, der an einer Autoimmunerkrankung leidet und dadurch an den Rollstuhl gebunden ist. Schwierig wird es für Marcus bereits bei der Anfahrt. Der Bahnhof sei nicht barrierefrei und die Treppen könne man auch nicht einfach hinunter gehen, berichtet er. Im Messegebäude angekommen geht es weiter: Da man als Rollstuhlfahrer nicht die Rolltreppe rauf und runter düsen kann, muss sich Marcus auf eine ständige Suche nach Aufzügen begeben. Das ist kompliziert, wenn man in einer Masse von stehenden und gehenden Menschen sitzt. Hier verschafft die gamescom jedoch Abhilfe: Auf dem barrierefreien Messeplan finden sich alle Aufzüge sowie die Standorte der Behinderten-WCs und -Parkplätze wieder. Ein Geschenk für alle körperlich Benachteiligten!
Dieser Ansicht ist auch Selma Brand von der Landesarbeitsgemeinschaft Lokale Medienarbeit NRW, einer Fachstelle für aktive Medienarbeit. Diese vernetzt die landesweite Arbeit der vielfältigen Medienprojekte und setzt sich im Namen des gleichnamigen Projektes „barrierefrei“ mit diesem Thema auseinander: „Man könnte den Plan auch in die gamescom-App integrieren“, schlägt die Projektleiterin vor.
Hindernisse im Herzen der gamescom
Durch die Gänge geht es, wenn auch merklich langsam, relativ problemlos. Es komme aber vor, dass Leute einfach in ihn hinein laufen, erzählt Marcus. Hin und wieder wird es beengend, doch darauf folgt meistens eine etwas freiere Fläche.
Mir fällt auf, dass Marcus oft vor einem Stand stehen bleibt, dann jedoch daran vorbeizieht. Als ich ihn darauf anspreche, erklärt er mir das Problem: „Viele Stände sind leicht erhöht. Diese geringfügig aussehende Schwelle ist oft nicht zu überwinden, da der Rollstuhl nur bis zu einem gewissen Grad kippbar ist“, sagt Marcus. Zwar sei er nicht mit hohen Erwartungen hergekommen, doch dieses Hindernis ärgert ihn verständlicherweise sehr. Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? „Eine Lösung wären natürlich Rampen an allen Ständen. Alternativ könnten auch alle Stände ebenerdig und – um dabei die Übersicht zu behalten – mit farbigen Untergründen gestaltet werden“, sagt Brand.
Zu den Schwellen kommt ein weiteres Problem: Die abgesperrten Bereiche für die langen Schlangen sind oftmals nicht breit genug für einen Rollstuhl. Hierbei liegt eine Lösung nahe – breitere Schlangen. „Ein Mindestabstand sollte hier jedoch per Gesetz festgelegt werden“, so Brand. Auch für Gehörlose gibt es auf der gamescom Optimierungsbedarf: Die Promotion-Videos könnten mit Untertiteln versehen werden, um auch diese für alle zugänglich zu machen.
Mehr Empathie notwendig
Trotz bereits getroffener Maßnahmen gibt es immer noch Probleme mit einer barrierefreien gamescom. Diese ließen sich bestimmt dadurch beheben, dass alle sich einmal in die Situation eines körperlich Benachteiligten versetzen und einige Kleinigkeiten nochmal überdenken.