Eine Strandkulisse auf dem inZOI-Stand.
Foto: Christina Schäfer

InZOI: Ein Ort für Inklusion? Noch nicht ganz! – Ein Kommentar 

Lebenssimulationen wie inZOI haben den Anspruch, verschiedene Lebensrealitäten spielbar zu machen. Doch ausgerechnet die Realität neurodivergenter Menschen und der von Menschen mit Behinderungen bleibt ungesehen. Ein Kommentar von Christina Schäfer.  

Jeder Mensch lebt sein Leben anders: Manche machen früh Karriere, andere sind ewige Studierende. Die einen suchen nach Abenteuer, die anderen freuen sich abends auf der Couch auf ein gutes Buch. Und wiederum andere sind auf einen Rollstuhl angewiesen, brauchen mehr Pausen oder denken kreativer. Unsere Gesellschaft ist ein Mosaik aus verschiedenen Charakteren. Umso enttäuschender: Gerade Lebenssimulationen, die das Leben in all seinen Facetten abbilden können, bieten kaum inklusiven Content und machen das Spiel damit für einige geradezu unspielbar. Sich ausprobieren, Geschichten entwickeln und mit einem Klick ganze Häuser bauen und Familien gründen – warum nicht genauso einfach einen Rollstuhl benutzen, einen Screenreader zücken oder eine Therapietermin buchen?  

Auch der neueste große Titel auf dem Markt der Lebenssimulatoren ist davon nicht ausgenommen. inZOI, das Anfang 2025 erschienen ist, bietet eigentlich großes Potenzial, auch weil es sich noch im Early Access befindet und die Entwickler*innen stetig an Verbesserungen arbeiten. Aber Rollstühle, Blindenstöcke, Hörgeräte oder vielleicht auch die wasserfeste Prothese suchen Spielende vergeblich. Außerdem klagt die Steam-Community selbst jetzt noch immer, dass es an Zugänglichkeitsoptionen fehlt: Keine anpassbaren Texte, keine Vorleseoptionen, kaum Einstellungsmöglichkeiten. Es mangelt sowohl auf technischer als auch inhaltlicher Seite an inklusiver Teilhabe.  

Fehlende Inklusion ist ein altes Problem 

Damit steht inZOI jedoch nicht alleine dar. Auch Sims 4, das bald sein elfjähriges Jubiläum feiert, ist in Sachen Inklusivität auf nutzergenerierte Inhalte der Mod-Community angewiesen. Zwar gibt es Hörgeräte und medizinische Pflaster, doch für alles darüber hinaus müssen Spielende selbst tätig werden. 

Die große Community hinter Sims 4 kommt dem Lebenssimulator entsprechend zugute. Bei inZOI hat die Mod-Community noch längst nicht den gleichen Umfang.  

Neues Feature mit ungenutztem Potenzial 

Umso wichtiger ist es, dass die Entwickelnden die erste Schritte tun. Zur Zeit befindet sich ein neues Feature in inZOI in der Testphase, bei dem Spielende in einem Textfeld die Spielwelt und die gespielte Figur beschreiben können. Die Welt und die Spielfigur sollen sich dann entsprechend der Eingabe verhalten. Gibt man jedoch ein, dass die Spielfigur körperlich beeinträchtigt ist, schneller müde wird oder Probleme mit Kommunikation hat, passiert nichts. Die Spielfigur redet munter weiter mit den anderen Badegästen, läuft von einem Essensstand zum nächsten, und macht Sport, selbst wenn sie schon lethargisch ist. Nicht wirklich eine Lebensrealität.  

Das Potenzial ist also durchaus vorhanden, doch wird es nicht genutzt. Es braucht mehr Entwickler*innen aus den Communities, damit Zugänglichkeitsoptionen von Anfang an mitgedacht und inklusive Inhalte implementiert werden. Gerade im Bereich der Lebenssimulationen muss der Schritt getan werden. Für Sims 4 ist der Zug vielleicht schon abgefahren, aber inZOI kann noch immer aufspringen und ihr Spiel zu einem Ort der Inklusion machen.