Debatt(l)e Royale mit Franziska Giffey (Berliner Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe und SPD-Landesparteivorsitzende), Nathanael Liminski (Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei, CDU), Emily Büning (Bundesgeschäftsführerin, Bündnis 90/Die Grünen) und Bijan Djir-Sarai (Generalsekretär, FDP). Moderiert wird die Debatte von Kim "Freiraumreh" Adam und Maxim Markow.
Foto: Koelnmesse

„NRW is the Place to be in der Gaming-Branche” – Debatt(l)e Royale 2023

An prominentem Besuch aus der Politik mangelte es der Gamescom auch dieses Mal nicht. Wie jedes Jahr fand im Rahmen des Gamescom Congress das berühmte Debatt(l)e Royale statt.

Politische Eliten im verbalen Schlagabtausch: Beim Debatt(l)e Royale diskutierten Franziska Giffey (SPD), Bijan Djir-Sarai MdB (FDP), Nathanael Liminski (CDU) und Emily Büning (Grüne) über die Rahmenbedingungen und Entwicklung der Gaming-Branche. Moderiert wurde das Event am Donnerstag von Kim Adam und Maxim Markow.

Ganz im Sinne der Digitalisierung wurde die Runde live gestreamt. Der Chat des Livestreams durfte dabei interaktiv auf den Verlauf der Debatte einwirken – vielleicht, um dem Phänomen der sich jedes Jahr wiederholenden Themen ein wenig aus dem Weg zu gehen. Häufig gestellte Fragen der Zuschauer:innen las Moderatorin Kim Adam vor. Über ein Chat-Voting entschied das Publikum, ob die Politiker:innen sich in der folgenden Debatte mit KI oder Berufen aus dem Gaming-Bereich befassen sollen.

Gaming ist Kultur

Über die klare Relevanz von Gaming waren sie sich scheinbar alle einig – Gaming müsse gefördert werden und leiste einen großen Beitrag zur kulturellen Entwicklung der Gesellschaft.

Moderatorin Kim Adam griff die Frage nach dem kulturellen Beitrag von Gaming auf: Warum sei denn dann der 2023 erschienene Kulturpass für alle dieses Jahr 18 gewordenen Jugendlichen nicht auch für Computerspiele einlösbar? Die Politiker – offensichtlich nicht auf diese Frage vorbereitet – entgegnen ihr mit einer langen von Schweigen gefüllten Sekunde. Sie wüssten es selbst nicht richtig, es sei eine Frage der Zuständigkeit, der Kultur-Pass wäre eine Art Test und Giffey fügt hinzu: Man wolle ja auch die deutsche Wirtschaft damit fördern. Auch das beliebte Thema um die finanzielle Förderung der Branche blieb nicht unaufgegriffen.

NRW mache es vor

Liminski macht auf den Erfolg der Förderungen durch das Land aufmerksam und bezeichnet NRW als „the Place to be“ in der Gaming-Branche. Er kritisiert den Bundesfinanzmister Christian Lindner (FDP), welcher sich auf dem Game-Sommerfest 2023 habe feiern lassen, doch „Worten müssen Taten folgen“. Im Entwurf für den Haushaltsplan 2024 ist bislang eine Kürzung der Fördermittel von 70 auf unter 50 Millionen Euro vorgesehen, der Verband fordert 125 Millionen, um dem Antragsstop bis 2025 entgegenzuwirken.

Emily Büning macht darauf Aufmerksam, dass ca. 95% der in Deutschland generierten Umsätze aus der Gaming-Branche im Ausland enden und betont, gerade sei „nicht die Zeit zum Sparen“. Der Staat solle mit Steuervergünstigungen Anreize für große Unternehmen schaffen.

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Beim Debatt(l)e Royale diskutierten Spitzenpolitiker von CDU, FDP, SPD und Grüne. Foto: Koelnmesse

Fördern mit einer soliden Finanzpolitik

Trotzdem müsse man berücksichtigen, dass sich die Bundesregierung wegen der Inflationären Lage im Euroraum bewusst für eine solide Finanzpolitik entschieden habe. Weiterhin wird man aber finanzielle und steuerrechtliche Rahmenbedingungen schaffen müssen. Auch Planungssicherheit sei ein wichtiges Thema und die Abstimmungen zur Gemeinnützigkeit der E-Sports-Vereine sollen auch bis zur nächsten Gamescom in der Politik gelaufen sein, meint Bijan Djir-Sarai. Es sei dennoch „unwürdig“ für die Gaming-Branche jedes Jahr aufs Neue im Rahmen der Gamescom nach Geld zu „betteln“. Djir-Sarai appelliert auch an die Veranstalter:innen der Gamescom und anderer Gaming-Events: Wichtig sei es, neben den altbekannten Gesichtern in der Politik auch diejenigen abzuholen und auf Events wie die Gamescom einzuladen, die noch keinen Bezug zu Gaming zu haben scheinen. Dann könne man politische Entwicklungen zugunsten der Gaming-Branche auch schneller vorantreiben.

Franziska Giffey bewertet die Lage etwas anders. Geld und Förderungen seien die eine Sache, viel wichtiger aber sei es, die Infrastruktur für ein Netzwerk in Deutschland zu schaffen. Als Beispiel greift sie das in Berlin geplante „House of Gaming“ auf. Mit solchen „Netzwerkmöglichkeiten“ könne Deutschland als Standort attraktiver werden.

Neben einem von Pannen geplagten Versuch, die Politiker:innen auch live auf der Bühne zocken zu lassen, kam auch das Thema Inklusion in Videospielen zur Sprache. Giffey sagte hierzu, Spielemacher:innen sollten sich Gedanken machen, ob die Frau oder die Person mit Behinderung nicht auch mal zum Helden gemacht werden könnte, statt nur Teil der Story zu sein.