Wie jedes Jahr wurde die Gamescom am Fachbesucher-Tag offiziell von Prominenz aus Politik und Gaming-Branche eröffnet. 2017 von Angela Merkel (CDU), in diesem Jahr eröffnete Vizekanzler und Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) die Computerspiele-Messe. „Aus terminlichen Gründen“ habe der Minister im vergangenen Jahr nicht wie angekündigt persönlich zur Gamescom in Köln reisen können.
„Als andere Corona hatten, hatte ich Putin.“ Zu Beginn seiner Rede entschuldigt der Minister seine Abwesenheit im letzten Jahr. Umso mehr freue er sich, dieses Jahr nicht umsonst gepackt zu haben und die Messe nun doch „betreuen“ zu dürfen.
Aber nicht nur der „Games“- Minister Habeck ist für die Eröffnung angereist, 2023 waren auch dabei:
- Felix Falk Geschäftsführer game- Verband der deutschen Gaming Branche e.V.
- Phil Spencer CEO Microsoft Gaming
- Henriette Reker Oberbürgermeistern der Stadt Köln, Vorsitzende des Aufsichtsrats der Koelnmesse GmbH
- Bonnie Scheu & Patrick Rijk rokaplay & Cyberwave
- Hendrik Wüst MdL Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westphalen
- Jan Klose Co-Gründer und Geschäftsführer Deck13 Interactive
- Samantha Cristoforetti ESA-Astronautin
Klimaschutz mit Games
Wie zu erwarten, werden bei so vielen namhaften Gästen fast ebenso viele Reden gehalten.
Wer gut zuhört erkennt, dass sich eine Linie durch die Redebeiträge zieht, bis sie schließlich bei Habeck ankommt. Alle Redner:innen sind sich einig, Klimaschutz sei wichtig und im Kontext von Games besonders dann interessant, wenn diese den Communities das Thema näherbringen können. Wie das aussehen kann, zeigen Bonnie Scheu und Patrick de Rijk mit ihrem durch Crowdfunding finanzierten Titel „Solarpunk“ – der bereits auf der Steam Wishlist von über 300.000 Nutzern wiederzufinden ist.
Der Erfolg spricht für sich – Wo sind die Fördermittel?
Aber auch der immer weiter wachsende Erfolg der Gamescom mit über 1.300 Ausstellern dieses Jahr und das Wachstum der deutschen Gaming-Branche, mit 9,9 Milliarden Euro Umsatz 2022 im Vergleich zu 6,5 Milliarden Euro in 2019, sind ein Thema, das von kaum jemandem unerwähnt bleibt.
Um der Tradition gerecht zu bleiben und wegen der einmaligen Gelegenheit, den „Games“-Minister Habeck persönlich in der ersten Reihe sitzen zu haben, blieb die Forderung nach Förderung natürlich auch nicht aus. Reker, Wüst und Falk betonten alle, wie wichtig es ist, Fördermittel für die Gaming-Industrie bereit zu stellen – nicht ohne im gleichen Zuge mehr Geld vom Bund für diesen Zweck zu verlangen.
70 Millionen Euro Fördergelder stellte der Staat für die Jahre 2023/24 zur Verfügung – schon jetzt musste die Notbremse gezogen und ein Antragsstop verfügt werden. Seit Mai wurden keine neuen Anträge mehr angenommen. Wer nicht schnell genug war, muss warten.
„Games“– Minister kommt mit leeren Händen
Landesminister Wüst fordert Steuerförderungen und dass die Menge der Fördermittel gemeinsam mit dem Wachstum der Gaming-Industrie angehoben wird. In seiner Rede greift Habeck all das auf, emotionsgeladen verkündet er, bereit und motiviert zu sein, sich für die Belange der Industrie einzusetzen. Auch den „Spillover- Effekt“, also die positiven Auswirkungen von einer fortschreitenden und innovativen Gaming-Industrie auf die „klassische Industrie“, spricht er an. Doch Geld gibt es erstmal keins. Man müsse neu evaluieren, um in Zukunft gezielt die Fördermittel zu verteilen.
Der „Games“-Minister versteht den Erfolg der Gaming-Industrie als „Auftrag an den Staat“. Der Staat, so der Minister, würde sich jedoch „durch die selbst auferlegten strengen fiskalpolitischen Regeln“ behindern. Wohl ein Versuch, die Schuld für das Stagnieren des Staates in der Frage um mehr Fördergelder auf das Finanzministerium abzuwälzen. „Nur Geld ausgeben, das man hat, so würde kein Unternehmen handeln“, betont Habeck im Anschluss.