Einer als Bowsette verkleideten Frau kommen die Tränen, als ihr eine sternförmige Trophäe überreicht wird: „Ich habe nicht damit gerechnet.“ Was zunächst wie eine Szene aus Mario Party klingt, wird bei der Verleihung des Gaming Ohne Grenzen Awards Realität.
Der Preis wird bereits zum dritten Mal verliehen. Wie auch in den Vorjahren am ersten Tag der gamescom, diesmal aber am Stand des Jugendforum NRW. Moderatorin Stefanie Langer leitet durch die einstündige Zeremonie und überreicht insgesamt sechs von den goldenen Sternen.
Der Gaming ohne Grenzen Award wird von der gleichnamigen Initiative der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW und Unterstützer congstar vergeben. Er zeichnet in inzwischen sechs Kategorien besondere Leistungen im Bereich Barrierefreiheit und Gaming aus. Über Nominierte und Sieger entscheidet eine vierzehnköpfige Fachjury aus Gamer*innen, Content Creator*innen und Fachpädagog*innen. Die einzige Ausnahme ist die in diesem Jahr neue „Community Choice“ Kategorie, die von den Mitgliedern des Netzwerk Barrierefreies Gaming entschieden wird.
Niklas Luginsland vertritt die Jury auf der Bühne und stellt den Preis vor. Er selbst kann seit er FIFA für sich entdeckt hat eine Leidenschaft ausleben, die ihm seine Behinderung sonst versperrt: Fußball spielen. Der Content Creator ist E-Sportler und Teil des E-Sport Teams des VFB Stuttgart. Lugisland hebt besonders die soziale Komponente von Gaming hervor. Der Jury für den Preis hat er sich aus zwei Gründen angeschlossen: Zum einen um seine eigenen Horizonte zu erweitern, zum anderen um anderen Gamer*innen mit Behinderung als Vorbild zu dienen.
„Barrierefreiheit ist kein schicker Bonus für Marketing“
Melanie Eilert, Laudatorin in der Kategorie „National“ und Gewinnerin der „Personality“-Kategorie aus dem Jahr 2023 macht klar: „Barrierefreiheit ist kein schicker Bonus für Marketing.“ Vielmehr geht es darum, Computerspiele für alle zugänglich zu machen. In der von ihr vorgestellten Kategorie geht der Preis an The Darkest Files, ein Rätselspiel des deutschen Entwicklers Paintbucket Games. Spielende klären hier Nazi-Verbrechen, basierend auf echten Fällen, auf. Das Spiel bietet viele Accessibility-Optionen wie zum Beispiel anpassbare Textgröße, die in Zusammenarbeit mit Spielenden mit Behinderung entwickelt wurden.
In der Kategorie „International“ geht der Preis an das im März erschienene Survival-Action Spiel Atomfall. Laudator Michel Gurt sagt: „Kein Spiel ist gänzlich barrierefrei“, dafür sind die Anforderungen einfach zu divers. Spiele wie Atomfall versuchen aber zumindest, es für so viele Menschen wie möglich zu sein. Das Team hinter dem Spiel hat außerdem seine Erkenntnisse veröffentlicht und liefert damit wertvolle Unterstützung für andere Entwickler*innen, die ihre Spiele barrierefrei gestalten wollen. Die Entwicklerinnen auf der Bühne zeigen sich dankbar. Sie hoffen auch in der Zukunft mit Gamer*innen mit Behinderung zusammenzuarbeiten und ihr Spiel weiter in dieser Hinsicht zu verbessern.

Nichts Ohne Uns
Den Preis für Repräsentation konnte die Nonprofit-Organisation Nothing Without Us davontragen. Die Initiative von Gamer*innen mit Behinderung setzt sich dafür ein, dass Entwickler*innen und Content Creator*innen mit Behinderung in der Industrie mehr zu sagen bekommen. Sie ermöglichen zum Beispiel Reisen für Entwickler*innen mit Behinderungen und fördern Bildungsangebote. Nothing Without Us Organisatorin Lauren freut sich sichtlich über den Preis, besonders da es die Initiative erst seit einem Jahr gibt. Sie war selbst überrauchst darüber, wie sehr sie in der Spieleindustrie gebraucht werden.
Der ByoWave Proteus Controller räumt dank seiner hohen Individualisierbarkeit den Preis für „Hardware und Technologie“ ab. Der ByoWave Proteus ist ein anpassbarer Gaming Controller, der auf die Bedürfnisse seiner Nutzer*innen zugeschnitten werden kann, zum Beispiel wenn diese ihn mit nur einer Hand bedienen wollen. Er funktioniert cross-plattform und neue Teile können sogar selbst mit einem 3D-Drucker erstellt werden. Schaffer Brandon Blacoe hebt auf der Bühne hervor, wie sehr Indie-Accessibility-Projekte wie seines große Geldgeber benötigen. Der ByoWave Proteus wurde durch Hilfe von Microsoft verwirklicht.
Ein Stern für Bowsette
Der „Personality“-Preis geht an Bowsette beziehungsweise Lilischote. Die Influencerin setzt sich für diverse politische Themen, darunter auch Barrierefreiheit, ein. Sie streamt, postet auf Instagram und macht Video-Essays auf YouTube. Zudem kooperiert sie mit der Friedrich-Ebert Stiftung für das Projekt #CouchCoop, einem „politischen Gaming-Talk“, in dem sie Expert*innen interviewt, während sie mit ihnen zockt. Die Laudatio von Casey Kreer beinhaltet viele Zitate von Kollaboratoren und Community Mitgliedern, die Lilis Einsatz und Resilienz loben. Sowohl Laudatorin als auch Influencerin kommen auf der Bühne die Tränen und auch im Publikum bleiben nicht alle Augen trocken.
Zu guter Letzt gibt es den neu eingeführten „Community Choice Award“. Der Preis geht an das Spiel Der Kühne Knappe. Der süße Plattformer besticht durch Accessibility Features wie zum Beispiel Leichte Sprache. Ein Vertreter des Publishers Devolver Digital drückt im Namen des Entwicklerteams All Possible Futures großen Dank aus.