Jelena Leistner vom Accessibility-Team bei XBox auf der gamescom 2025.
Foto: Christina Schäfer

„Inklusion ist kein Sprint, sondern ein Marathon“

Die gamescom erhebt den Anspruch, so barrierearm wie möglich zu sein. Ein Stand ist dabei laut eigenen Angaben Vorreiter, wenn es um Inklusion geht: Der Xbox-Stand von Microsoft. Die Jugendredaktion hat mit Jelena Leistner, die Leiterin des Accessibility Teams, gesprochen, um mehr über den Stand und seine Zugänglichkeit zu erfahren.  

Redaktion: Erzähl uns doch etwas über die Accessibility Optionen des Xbox-Standes.  

Jelena Leistner: Vor Ort haben wir den Adaptive Joystick und die Adaptive Controller für Menschen, die darauf angewiesen sind, mit verschiedenen Optionen, diese einzustellen. Wir haben verstellbare Gaming-Stationen, sodass jeder auch mit jeder Höhe spielen kann und die Bildschirme sind neigbar, damit alles visuell wahrgenommen werden kann. Unser ganzer Stand ist umrandet mit Rampen. Wir haben keine Stufen auf dem Stand und alles ist darauf ausgelegt, dass jeder alle Spiele erleben kann. Wir haben die Möglichkeit, Menschen, die nicht so lange in den Schlangen stehen oder warten können, an den Menschenmassen vorbeizuführen. Wir haben auch am Info-Stand, falls es benötigt wird, Brillen, die das Licht verdunkeln, oder auch Kopfhörer, falls man von den ganzen Geräuschen und Lichtern überstimuliert ist. Die können wir auch für den Stand selbst ausleihen. 

Redaktion: Wie genau läuft das dann ab?  

Jelena Leistner: Menschen kommen zu uns an den Info-Point in der Mitte des Standes und fragen dann nach Unterstützung. Dann können unsere Mitarbeitenden sie beispielsweise an den Schlangen vorbeiführen.  

Redaktion: Braucht man dafür einen Schwerbehindertenausweis?  

Jelena Leistner: Nein. Wir möchten und wollen das auch nicht sehen. Es reicht für uns, wenn man zu uns kommt und uns die Informationen gibt: “Hey, ich bin darauf angewiesen.” Auch eine Begleitperson kann mitgenommen werden.  

Christina Schäfer: Gibt es auch Ruheräume?  

Jelena Leistner: Ja, einer. Dieser befindet sich jedoch leider nicht direkt auf unserem Stand selbst. Aber wir haben die Möglichkeit, einem Menschen einen Ruheraum zur Verfügung zu stellen. Dafür haben wir einen Schlüssel vor Ort. Nach diesen kann man am Info-Stand fragen und dann begleiten wir die Person in den Ruheraum. Nach dreißig Minuten schauen wir dann nach und fragen, wie es der Person geht, aber das klären wir vorher auch immer ab. Die Person kann natürlich auch von sich aus den Raum verlassen.  

Redaktion: Wurden für die Konzipierung der Maßnahmen auch die Perspektiven von Betroffenen oder Menschen mit Behinderungen angehört? 

Jelena Leistner: Ja, ich selbst lebe mit einer Behinderung und habe auch aus Gesprächen mit der Community viel dazu mitgenommen, was benötigt wird. Jedes Jahr versuchen wir, es besser beziehungsweise so gut wie möglich umzusetzen.  

Redaktion: Denkst du, dass sich die anderen Stände ein Beispiel an euch nehmen können?  

Jelena Leistner: Auf jeden Fall. Unsere Art mit dem Thema Inklusion und Diversity und Sichtbarkeit umzugehen, ist laut Feedback der Community sehr gut und wird sehr gerne angenommen.Dementsprechend haben wir auch viele Menschen aus den Communities hier auf dem Stand, die diese Maßnahmen nutzen.  

Redaktion: Wie stellt die Schulung des Teams sicher, dass auch Personen, die ihre Bedürfnisse nicht äußern können, nicht abgewiesen werden? 

Jelena Leistner: Unser Team wurde im Vorfeld entsprechend geschult. Es wurde im Vorfeld abgesprochen, wie mit verschiedenen Situationen umgegangen wird. Es gibt Rahmenbedingungen, an die wir uns alle halten. Ich kenne es selbst als Mensch mit Behinderung, dass häufig eher die Begleitperson angesprochen wird. So soll es bei uns zum Beispiel nicht sein. Wir möchten direkt mit unseren Menschen aus der Community sprechen.  

Redaktion: Wie nimmst du die Entwicklung der Barrierefreiheit auf der gamescom wahr? 

Jelena Leistner: Ich denke, dass Inklusion kein Sprint ist, sondern ein Marathon. Alle Events, auch die gamescom Köln und wir vom Team Xbox, können durch bereits ergriffene Maßnahmen und durch das Feedback lernen. . Inklusion ist etwas, was wir nach und nach immer besser machen können – hier und überall.