Taumelnd fallen zwei winzige Gestalten von einem Kirmeszelt und krachen in ein Fass voller Wasser und Äpfel – und einem Menschenkopf an einem leblosen Körper. Ertrunken oder nur ohnmächtig? Zumindest ist er keine Gefahr. Wir haben überlebt.
Fans wissen jetzt bestimmt schon, worum es geht: Little Nightmares III. Die beliebte Puzzle-Plattformer Reihe ist für ihre Optik und Gameplay-Prämisse bekannt, in der stets winzige kindliche Charaktere versuchen, eine viel zu große und ihnen feindliche Welt zu erkunden. Seit 2017 puzzeln sich Spielende durch die liebevoll gestalteten Welten.
Little Nightmares III ist das erste Spiel der Serie, das nicht aus den Reihen des schwedischen Originals Tarsier Studios stammt. Stattdessen steht der britische Entwickler Supermassive Games dahinter. Die waren bereits für die „Enhanced Edition“ von Little Nightmares II verantwortlich. Mit dem Studiowechsel kommt auch ein Wechsel der Protagonisten daher. Six und Mono aus den ersten beiden Spielen werden vom gänzlich neuen Duo Low und Alone abgelöst. Auf dem gamescom-Stand des Publishers Bandai Namco (Halle 6) können Besuchende das Spiel antesten und hautnah Low und Alone – dargestellt von Cosplayern – treffen.
Verstörendes Zauberland
In der Demo spielt der/die gamescom Besucher*in dann entweder als Low oder Alone und versucht, die beiden sicher durch die gruselige Kirmeslandschaft zu steuern. Alone trägt einen Jumpsuit und einen, für sie viel zu großen, Schraubenschlüssel auf dem Rücken. Low hingegen einen Umhang, eine Maske in Form eines Vogelschädels und einen Bogen. Sie erkunden die Ingame-Welt immer gemeinsam. Dabei lernen sie sofort: Den Gäst*innen besser nicht zu nahekommen. Werden Low oder Alone nämlich in deren Reichweite gesteuert, greifen sie nach einem und der Bildschirm wird schwarz. Die Checkpoints, an denen die beiden dann wieder erscheinen, sind dankenswerterweise sehr regelmäßig gesetzt. Nach jedem Tod dauert es also nie zu lange, bis sie der gleichen Gefahr wieder gegenüberstehen.
Die Atmosphäre der Kirmes, sowohl optisch als auch klanglich, ist beeindruckend. Der Regen schimmert auf Lows Cape und mehr als einmal scheint es, als würde einem direkt ins Ohr geflüstert. Spätestens in einem kurzen Abschnitt, in dem Low und Alone an laut Äpfel mampfenden Gästen vorbeilaufen, werden zudem Erinnerungen an Chihiros Reise ins Zauberland geweckt. Die Stimmung der Demo lässt jedoch vermuten, dass Low und Alone weitaus Schlimmeres bevorsteht, als der Ghibli Film-Protagonistin.
Trennungsangst im Coop-Modus
Direkt zu Beginn wird Spielenden die Wahl gegeben, ob sie die Demo als Low oder als Alone bestreiten wollen. Die beiden sind aber trotzdem immer gemeinsam unterwegs. Für das fertige Spiel heißt das: Es wird zum ersten Mal in der Geschichte der Reihe auch ein Online-Coop mit einem*r Freund*in möglich sein.
Auf der gamescom und im Single-Player-Spiel übernimmt der Computer die nicht gewählte Figur. Das wiederum heißt: Während des Spielens hilft Alone automatisch. Zum Beispiel wenn Low versucht ein schweres Objekt zu bewegen. Auch Kämpfe bestreiten sie gemeinsam. An einer leicht anstrengenden Stelle muss Low Kirmesgäst*innen zunächst mit Pfeilen beschießen und dann Alone rufen, damit sie ihnen mit ihrem Schraubschlüssel den Rest gibt. Das Tutorial in der Demo ist hier jedoch nicht klar. Es entsteht der Eindruck, man müsse die Gäst*innen mehrmals treffen und Lows langsames Nachladen frustriert. Selbst wenn man die Mechanik versteht, kann es mehrere Anläufe brauchen, um an nur zwei kleinen Gegnern vorbeizukommen. Die können nämlich genauso schnell rennen wie Low und Alone und wenn sie einen erwischen, heißt es sofort zurück zum Checkpoint.
An anderen Punkten in der Demo erscheint Alone fast zu hilfreich. Bevor Spielende einen Raum selbst erkunden können, zeigt sie schon auf die für ein Puzzle benötigte Batterie. Selbst wenn die Spielenden die Batterie im falschen Raum liegen lassen, trägt Alone sie einem hinterher. Die KI wirkt hier bevormundend, besonders im Kontrast zu der Interaktion mit Kirmesgäst*innen, die man durch Trial-and-Error fürchten lernt.
Die Verbindung zwischen den laut Bandai Namco „besten Freunden“ ist aber auch abgesehen davon stark und klar. Nicht nur, dass sie sich mechanisch ergänzen, ihre Leben sind buchstäblich verknüpft. Auch wenn der nicht vom Spielenden gesteuerte Charakter stirbt, geht es für beide von vorne los. Es dauert nicht lange bis man beginnt auf Alone zu warten oder sich nach ihr umzudrehen, wenn sie nicht im Bild ist. Das Fazit lautet also: Little Nightmares III – eine Zerreißprobe für “echte” beste Freunde.
Little Nightmares III erscheint am 10. Oktober für Nintendo Switch, Playstation, X-Box und Windows. Es ist bereits zum Vorbestellen erhältlich.