Ausbildung in der Games-Industrie. Ein Muss?

Text: Sabrina Wirth, Foto: Kai Hollberg

96% der Zehnjährigen sind bereits bestens mit dem Computer und dem Internet vertraut. Wenn man früher mit dem Computer umgehen kann, fängt man auch früher an, Fragen zu stellen: Wie geht das? Warum funktioniert das so? Warum nicht anders? Eltern können hierzu meist keine Antworten geben.

Immer mehr junge Leute interessieren sich nicht nur für das Spielen von Games, sondern auch für die Hintergrundprozesse. Wie erstellt man die Grafik eines Spiels, wie programmiert man die Spielabläufe, wie gestaltet man die Umgebung. Die junge wissbegierige und neugierige Generation von heute kann sich Dank des Internets diese Fragen zum größten Teil selbst beantworten. YouTube-Videos, Anleitungen und Interviews mit Entwicklern erklären die Prozesse der Gameherstellung sehr genau. Mit Übung, Durchhaltevermögen, Motivation und Ehrgeiz gelingt es heutzutage den jungen Programmierern ein Game mit Top-Grafik herzustellen.

Die Frage die sich nun stellt: Muss man eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium absolviert haben, um im Bereich der Games-Industrie erfolgreich zu sein? Es gibt so viele Hobbyprogrammierer, die seit ihrem fünften Lebensjahr gelernt haben, sich Lösungen zu programmieren, sodass sie teilweise keine volle Ausbildung mehr nötig haben.

Doch wie sehen es die künftigen Arbeitgeber?

Stephan Beier, Production Director bei Travian Games:
“In unserer Branche ist es so, dass auf formale Titel nicht viel wert gelegt wird, Erfahrung und Talent sind viel wichtiger. Quereinsteiger sollten Erfahrungen aufbauen, eine gute Motivation besitzen und vor allen Dingen wissen was sie wollen.”

Kann man sich auch ohne abgeschlossenes Studium oder Ausbildung bewerben?
“Auf jeden Fall. Es ist auf Grund der Komplexität zwar von Vorteil im Studium auf das Thema Games vorbereitet zu werden, aber es auch möglich mit klassischem Informatikstudium in die Games-Branche zu gelangen. Man muss wissen, worauf man sich einlässt und am wichtigsten ist die Motivation, dann ist es egal was oder ob man studiert hat.”

Was haben Sie gelernt/ studiert!?
Ich habe ein BWL-Studium absolviert und mich danach erst beruflich mit Computerspielen befasst.

ProSiebenSat.1 Games:
Ein Mitarbeiter von ProSiebenSat.1 Games ist der Meinung, dass man zwar in erster Linie Spaß und Talent an der Arbeit und dem Thema mitbringen sollte, aber dennoch ein abgeschlossenes Studium oder eine erfolgreiche Ausbildung das A und O für einen Einstieg in die Games-Branche sind.

Quirin Stubbe, Lead Game Designer bei InnoGames:
“Ja, man kann sich auch ohne Studium oder Ausbildung bei uns bewerben. Bewerber sollten ihre Qualitäten gut verkaufen können. Quereinsteiger sind in manchen Bereichen (u.a. Game-Design) sogar sehr willkommen. Wir haben Mitarbeiter aus einem Mathematikstudiengang, aus dem Wirtschaftsbereich oder der Sprachwissenschaft.”

Yvonne, Crytek Recruitment:
“Wir nehmen leider keine Quereinsteiger, nur Bewerber mit einem abgeschlossenen Studium. Ein Internship Program (Praktikum) von 6 – 12 Monaten dient als Einstieg in unsere Firma, kann aber nicht an Kandidaten vergeben werden, die keinerlei Ausbildung oder Erfahrung im Bereich der Spieleindustrie besitzen.”

Andrea Gallagher, Recruitment Coordinator-EU, RIOT Games:
„Bei RIOT Games wird mehr Wert auf Erfahrung in der Branche und der Tätigkeit gelegt als auf ein Studium oder eine Ausbildung.“

Nintendo:
Nintendo stellt grundsätzlich nur Bewerber mit abgeschlossener Ausbildung oder Studium ein und nimmt nur selten Quereinsteiger.

Wer sich dazu entschließt “irgendetwas mit Informatik” zu studieren und in die Games-Industrie möchte, dem bieten sich vielfältige Möglichkeiten des Studiums, die sich auch auf der diesjährgen gamescom vorgestellen:

  • SRH Hochschule Heidelberg – Game Development, 6 Semester
  • SAE Institute (u. a. in Berlin, Köln, Hamburg) – Game Art & 3D Animation, Game Programming, beides 24 Monate
  • S4G (School of Games) – Game Development, Game Graphics, Game Engineering, 4 Semester
  • Hochschule Mittelweida – Angewandte Informatik – Softwareentwicklung, 6 Semester
  • Medien Campus Hochschule Darmstadt – BA Animation & Game, 7 Semester

Mit einem Studium – sei es ganz klassisch Informatik oder ein Spezielles der oben genannten – ist man definitiv auf der sicheren Seite, einen Arbeitsplatz in seiner Wunschbranche zu bekommen. Mit dem nötigen Ehrgeiz, Talent und Motivation ist ein Quereinstieg zwar schwerer, aber durchaus möglich.