Gaming ohne Grenzen Award
Foto: Vanessa Wobb

Preis für Inklusion im Gaming: Der Gaming ohne Grenzen Award

Die Gamingindustrie wird immer größer und entwickelt sich dabei technisch stets weiter. Dieses Jahr zum Beispiel lässt sich auf der Gamescom eine VR-Arena antesten, in der Spieler:innen mit VR-Headsets in einem simulierten Raum,  aber mit ihren echten Körpern gegeneinander spielen. 

Eine Gruppe, die bei solchen Entwicklungen aber oft nicht beachtet wird, sind Menschen mit Behinderung. Gaming- Technologie, sowohl Hard- als auch Software, wird mit einem – oft männlichen, oft weißen – Normkörper im Sinn programmiert. Spieler:innen mit beispielsweise motorischen Einschränkungen werden dabei außen vor gelassen.

Barrierefreiheit im digitalen Raum

Gaming ohne Grenzen, eine Initiative der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW, hat es sich deshalb zum Ziel gemacht, Barrieren im Gaming aufzuheben. Die Initiative informiert, testet Spiele auf Barrierefreiheit und organisiert inklusive Gruppen zum gemeinsamen Spielen. Dieses Jahr verleihen sie zudem zum ersten Mal einen Preis: Den Gaming ohne Grenzen Award.

Der Award wurde am 23. August 2023 im Rahmen der Gamescom auf der Bühne des Partners Congstar verliehen. Congstar unterstützt Gaming ohne Grenzen schon seit 2020 und ermöglichte dieses Jahr die Preisverleihung – moderiert durch Melek Balgün. Nicht nur die prämierten Technologien und Games waren barrierefrei sondern auch die Trophäe. Der sternförmige Award war 3D-gedruckt und deshalb extra leicht und mit Inschrift auch in Blindenschrift. Über die Nominierungen und Sieger entschied eine fünfköpfige Expertenjury.

Unconditional Gaming kann auch Games-Entwicklern Hinweise geben, um Games künftig barrierefreier zu gestalten.”

Der Award in der Kategorie „National“ prämiert besonders inklusive und innovative Ansätze und ging an Unconditinal Gaming. Hierbei handelt es sich um eine eine offene Internetdatenbank, die Daten zur Accessibility in Games sammelt. Spieler:innen können auf der Website prüfen wie zugänglich Spiele sind und Bewertungen verfassen um anderen zu helfen. Die Nutzung ist kostenlos.

Laudator Thomas Feibel lobte das Projekt: „Für Gamer:innen mit Behinderung ist diese Seite eine besondere Anlaufstelle, denn wie sollen sie sonst vor dem Kauf eines Spiels wissen, ob sie es auch spielen können. Die Datenbank ist nicht nur kostenlos, sondern auch für alle zugänglich. Jeder aus der Community kann Bewertungen verfassen.“

Corgis für Inklusion

In der Kategorie „International“ ging der Preis an das Indie-Game Lost and Hound. Das Spiel ist ein Mystery Adventure Game, in dem Spieler:innen sich als Corgi in der Welt zurechtfinden müssen. Der Geruchssinn des Hundes wird dabei durch Geräusche dargestellt. Die Entwickler:innen Daisy Ale Soundworks arbeiteten dabei schon während der Entwicklung mit Menschen mit Behinderung zusammen, um das Spiel auch für beispielsweise blinde Menschen zugänglich zu machen. Lost and Hound gibt es seit August 2022 auf Steam und für die Nintendo Switch zu kaufen.

Menschliche Vielfalt in Berlin

Das lehrreiche Abenteuer- und Erkundungsspiel Sibel’s Journey, konnte sich in der Kategorie „Repräsentation“ gegen die Industriegrößen The Sims 4 und Just Dance 2023 durchsetzen. Die Kategorie prämiert Spiele, die vor allem im Bereich Sexualität und Diversität eine Vielfalt von Menschen darstellen. 

Sibel’s Journey wurde im Kollektiv Food for Thought von einem diversen Team entwickelt. Die Handlung des Spiels folgt der 13-jährigen Protagonistin Sibel, die an einem Wochenende in Berlin eine Vielfalt von Menschen trifft und über sie lernt. Sibel’s Journey gibt es im Apple App Store und Google Play Store zu kaufen.

Eingaben ohne Maus und Tastatur

Der Award in der Kategorie „Hardware und Technologie“ ging an das Startup Semanux. Die von ihnen entwickelte Software ermöglicht Computer-Eingabe ohne Maus und Tastatur. Sie liest dazu über Webcam die Kopfbewegung und Mimik des/der User:in aus und erlaubt ihm/ihr so Eingaben zu machen, ohne die Hände zu benutzen

Die Technologie kann natürlich auch für Gaming genutzt werden und ist kompatibel mit anderen adaptiven Technologien wie zum Beispiel besonderen Controllern für Menschen mit motorischen Einschränkungen. Bisher gibt es die Software nur als Testversion, laut Entwickler aber auch bald fertig und dann über die Semanux Website verfügbar.

Besonderes Engagement

Zuletzt wurde der Preis für „Personality“ vergeben. Anders als die anderen vier Awards wurde dieser nicht von der Expertenjury verliehen, sondern von Gaming ohne Grenzen selbst, um eine Einzelperson für ihr Engagement im Bereich Inklusion und Gaming zu ehren. Der Preis ging an Bloggerin und Aktivistin Melanie Eilert. 

Eilert schreibt auf ihrem Blog „melly maeh“ schon seit 2010 über ihr Leben mit Spinaler Muskelatrophie und ihre Erfahrungen mit Gaming. Sie ist schon seit einigen Jahren Botschafterin für Gaming ohne Grenzen.

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